Mit Krisenwellen umgehen: Investments in schwierigen Zeiten

Die meisten Investments leben von der Ausdauer ihres Anlegers. Dabei geht es mal auf und auch mal ab. Wer einen kühlen Kopf bewahrt und turbulente Zeiten an der Börse richtig zu nutzen weiß, kann besonders von einem langfristigen Investment profitieren. Wie sich Krisen auf die Kapitalmärkte auswirken und du diese sogar für dich nutzen kannst, verraten wir dir in unserem Artikel.

Investment: Mit Krisenwellen umgehen

Preis vs. Wert bei Kapitalanlagen

Um Kursschwankungen an der Börse zu verstehen, gilt es erst einmal, die Grundlagen zu verstehen. Einfach erklärt sind die Kurse, die wir von der Börse her kennen, in der Regel Preise für einen Anteil an einer Geldanlage, z. B. Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Investmentfonds. Gibt es einen Kursrückgang bedeutet dies sinngemäß, dass aufgrund von Angebot und Nachfrage das Verkaufsinteresse größer ist als das Kaufinteresse an dieser Anlage. Beispielsweise hängt der Wert einer Aktie in der Regel von den zukünftigen Gewinnaussichten des jeweiligen Unternehmens ab. Je nach Einschätzung der Marktteilnehmer über die Zukunft schwanken die Preise. So kann der aktuelle Preis der Aktie zeitweise deutlich höher oder tiefer liegen als der zugrundeliegende Wert der entsprechenden Kapitalanlage.

Mit einem Vergleich aus dem Alltag lässt sich das Prinzip veranschaulichen: Stell dir vor, du kaufst einen Kühlschrank für 450 Euro und bist nach Durchsicht aller Merkmale und Funktionen überzeugt, dass dieser „sein Geld wert“ ist. Auch nach dem Erwerb bist du zufrieden mit dem Gerät: Es ist leise, sehr genügsam im Energieverbrauch, bietet viel Platz und bleibt vor allem immer „cool“. Doch nach zwei Monaten entdeckst du, dass exakt dieser Kühlschrank aufgrund geringer Nachfrage im Internet zum halben Preis zu haben ist. Der Kühlschrank in deiner Küche bleibt derselbe, aber der Preis am „Markt“ hat sich verändert. Nun frag dich einmal selbst: Ist allein der Preisverfall ein Grund, das Gerät zu verkaufen?

Zugegeben, Kapitalanlagen lassen sich natürlich nicht direkt mit Haushaltsgeräten vergleichen. Aber die Unterscheidung von Preis und Wert ist bei beidem sehr hilfreich. Diese Sichtweise kann Investoren helfen, verständliche Emotionen wie Angst und Panik und den sogenannten Herdentrieb zu überlisten, um sich rational und sachlich mit ihrer Geldanlage auseinanderzusetzen.

Wie wirken sich Krisen auf die Kapitalmärkte aus?

Als aktuelles Beispiel kann die Coronavirus-Pandemie dienen. Diese hat nicht nur zu einschneidenden Veränderungen in unserem Alltag geführt, wie das Kontaktverbot, Kurzarbeit oder die flächendeckenden Ladenschließungen in Deutschland zeigen. Einige Unternehmen mussten ihren Geschäftsbetrieb vorübergehend komplett einstellen, andere wiederum konnten vom Trend, sich in den eigenen vier Wänden einzukuscheln, wirtschaftlich sogar profitieren.

Insbesondere die Unsicherheit über die weiteren konkreten Auswirkungen für die Wirtschaft kann bei extrem kurzfristig orientierten Anlegern (z. B. Hedgefonds, Daytradern) zu impulsiven Verkäufen führen. Dies führt zu noch niedrigeren Kursen, was wiederum weitere Marktteilnehmer zu Verkäufen motivieren bzw. drängen kann – z. B. weil sie Trendfolger sind, gewisse Sicherungssysteme greifen oder Panikverkäufe getätigt werden. Schnell kann sich dadurch eine Abwärtsspirale in Gang setzen.

Daher ist in schwierigen Marktphasen die oberste Devise: Ruhe bewahren! Und sich auf die eigene Anlagestrategie zu besinnen. Mit welchem Ziel und für welchen Mindestanlagehorizont möchte ich mein Kapital für mich arbeiten lassen? Welche Schwankungen und Risiken war ich zum Anlagezeitpunkt bereit, einzugehen?

Eine Garantie für die Entwicklungen an der Börse gibt es letztendlich nicht. Aber während die kurz- und mittelfristigen Aussichten an den Kapitalmärkten bei einer Krise einem Blick in eine neblige Kristallkugel gleichen und sich täglich verändern können, erscheint es wahrscheinlich, dass die Wirtschaft in fünf, zehn oder gar dreißig Jahren von den aktuellen Erschwernissen nicht mehr beeinträchtigt wird.

Die Krise für sich nutzen

Dass Krisen grundsätzlich erst einmal kein Grund zur Freude sind, steht außer Frage. Doch rückblickend betrachtet haben Wirtschaftskrisen oftmals günstige Einstiegsmöglichkeiten in die Kapitalmärkte geboten.

Historisch gesehen waren die weltweiten Aktienmärkte auf Sicht von ein oder zwei Jahren durchaus sehr schwankungsintensiv. In guten Jahren lockten zweistellige Renditen, in schlechten ebenso, jedoch mit negativem Vorzeichen. Wer hingegen auf Sicht von beispielsweise 15 Jahren konsequent in den Aktienmärkten investiert war und weltweit breit gestreut hatte, konnte historisch selbst beim denkbar ungünstigsten Einstiegszeitpunkt eine positive durchschnittliche Rendite verzeichnen, allen zwischenzeitlichen Krisen zum Trotz. Vergangene Wertentwicklungen lassen zwar keine Prognosen für die Zukunft zu, doch in Anbetracht der großen vergangenen Krisen, welche die Weltwirtschaft zu bewältigen hatte, dürften auch künftige Schwächephasen zu überstehen sein. Wer also langfristig plant, kann Vorteile daraus ziehen.

Suche daher in unsicheren Kapitalmarktphasen oder bei Veränderungen in deinem privaten Umfeld erst einmal den Kontakt zu deinem Berater. Dieser prüft zusammen mit dir, ob deine Anlagestrategie noch aktuell ist, ob weiteres Kapital professionell angelegt werden sollte oder sich beispielsweise dein Risikoempfinden, Mindest-Anlagehorizont und/oder Anlageziel verändert hat. Ein Beratungs-Update kann dann sehr hilfreich sein.  

Wie kann ich vorhandenes Geld einsetzen?

Wer langfristig orientiert ist und davon ausgeht, dass die Weltwirtschaft jede Krise früher oder später überwindet, stellt sich möglicherweise die Frage, wann ein guter Einstiegszeitpunkt ist.

Grundsätzlich kann niemand im Voraus verlässlich sagen, wann der Tiefpunkt einer Krise erreicht ist. Um das Risiko eines ungünstigen Einstiegszeitpunktes bestmöglich zu verringern, empfiehlt es sich, Einmalanlagen aufzuteilen und in mehreren Abschnitten regelmäßig in den Markt zu investieren wie bei einem Sparplan. Über einen Kombiplan beispielsweise können auch Einmalanlagen vom Cost-Average-Effekt profitieren.

Tipp

In der Altersvorsorge mit Investmentfonds können in der Regel Zuzahlungen geleistet werden, um langfristig vom aktuellen Preisniveau an den Kapitalmärkten zu profitieren. Sprich deinen Berater darauf an!

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