Rentenfonds – so funktioniert das Investment in Staats- und Unternehmensanleihen
Rentenfonds einfach erklärt
- Rentenfonds sind Investmentfonds, die vornehmlich (mehr als 50 % des Wertes des Investmentvermögens) in festverzinsliche Wertpapiere wie insbesondere Staats- oder Unternehmensanleihen investieren. Sie können dir unter anderem die Möglichkeit eröffnen, an regelmäßigen Zinserträgen teilzuhaben.
- Das Kapitalmarktrisiko von Rentenfonds besteht darin, dass sich die Wertentwicklung der im Fonds gehaltenen Anleihen aufgrund von Zinsänderungen, Bonitätsrisiken oder anderen Marktfaktoren negativ verändern kann. Da Rentenfonds das eingesetzte Kapital nicht in ein einzelnes Wertpapier, sondern in eine Vielzahl verschiedener Anleihen und Emittenten investieren, streuen sie das Risiko der Anlegerinnen und Anleger (Diversifikation).
- Die Wertentwicklung der im Rentenfonds enthaltenen Anleihen wird unter anderem von Änderungen der Marktzinsen beeinflusst. Steigen die Anleihekurse, kann der Fonds durch den Verkauf der im Wert gestiegenen Anleihen evtl. Kursgewinne realisieren.
Was sind Rentenfonds?
Was ist eigentlich ein Rentenfonds? Für Laien klingt das Wort nach einer Art der Altersvorsorge. Das ist jedoch falsch. Beginnen wir also mit einer kurzen Definition.
Begriffserklärung
Eine Rente ist eine Zahlung, die du in regelmäßigen Abständen erhältst. Beim Rentenfonds sind das die regelmäßigen Zinszahlungen, die dem Fondsvermögen zugutekommen und den Anteilwert steigern bzw. an die Anlegerschaft ausgeschüttet werden.
Rentenfonds, auch bekannt als Anleihenfonds, sind eine spezielle Art von Investmentfonds. Im Gegensatz zu Fonds, die in Aktien börsennotierter Unternehmen investieren, legen Rentenfonds das Geld der Anlegerinnen und Anleger hauptsächlich in festverzinslichen Wertpapieren wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Pfandbriefen an.
Rentenfonds bieten dir zum einen die Möglichkeit, von regelmäßigen Zinszahlungen zu profitieren. Zum anderen können Anleihen wie Aktien an der Börse gehandelt werden, wodurch du auch von steigenden Kursen profitieren kannst. Hier erklären wir beides im Detail, bevor wir genauer auf die Renditechancen und Risiken von Rentenfonds eingehen.
So funktioniert die Zinsausschüttung bei Rentenfonds
Vereinfacht gesagt: Durch deine Investition in einen Rentenfonds wird den Ausgebern (auch: Emittenten) von Anleihen für einen bestimmten Zeitraum Geld geliehen– beispielsweise für 10 Jahre. Dafür bekommst du bei klassischen Anleihen bis zum Ende der Laufzeit regelmäßig Zinszahlungen, den sogenannten Kupon. Im Rentenfonds werden die ausgeschütteten Kupons gesammelt und erhöhen den Anteilwert. Du kannst somit durch die Ausschüttung des Kupons regelmäßig Erträge erzielen. Der Zinssatz bleibt bei klassischen Anleihen über die gesamte Laufzeit der Anleihe gleich. In Abgrenzung zur klassischen Anleihe gibt es auch sogenannte Nullzinsanleihen oder variabel verzinste Anleihen – dazu gleich mehr.
Am Ende der Laufzeit zahlt der Emittent dir das geliehene Geld zurück – vorausgesetzt, er ist nicht zahlungsunfähig geworden. Das ist eines der Risiken beim Kauf von Anleihen, über das wir weiter unten in diesem Artikel ausführlich aufklären. Um dieses Risiko zu minimieren, streuen Rentenfonds das investierte Kapital über eine Vielzahl von Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten, Währungen und Emittenten. Das hilft, die Abhängigkeit von der Performance einer einzelnen Anleihe oder der Zahlungsfähigkeit/Solvenz eines einzelnen Emittenten zu verringern. Der Fachbegriff für diese Risikostreuung ist Diversifikation.
Rentenfonds oder Direktanlage in Anleihen – was ist besser?
Du kannst anstatt in einen Rentenfonds auch direkt in einzelne Anleihen investieren. Anleihen können zum Beispiel anhand gewünschter Zins- und Rückzahlungstermine einigermaßen frei gewählt werden. Außerdem lassen sich zusätzliche Sicherheiten (zulasten der Rendite) oder zusätzliche Rendite (zulasten der Sicherheit) in die eigene Anlagestrategie einbeziehen. Der Vorteil am Erwerb eines Fondsanteils hingegen liegt zum einen in der erwähnten Diversifizierung deiner Geldanlage. Zudem kannst du – ein gutes Fondsmanagement vorausgesetzt – von klugen Anlageentscheidungen und einem gewinnbringenden Handel, profitieren. Und das, ohne dass du dich mit dem Kauf und Verkauf einzelner Wertpapiere auseinandersetzen musst. Hinzu kommt, dass manche Anleihen pro Stück 10.000 € oder 100.000 € kosten können, sodass der Erwerb geschweige denn eine solide Streuung bei kleineren Vermögen gar nicht möglich ist.
Vom Handel mit Anleihen profitieren
Wie bei Aktien richten sich die Preise beim Kauf und Verkauf von Anleihen nach Kursen, die den Marktwert des jeweiligen Wertpapiers widerspiegeln. Steigt der Kurs einer Anleihe, kann es für den Rentenfonds sinnvoll sein, sie vor dem Ende ihrer Laufzeit zu verkaufen. Den Erlös aus dem Verkauf kann der Fonds in neue Anleihen investieren oder an die Investorinnen und Investoren weitergeben. Du kannst also neben den regelmäßigen Zinszahlungen auch von einer positiven Kursentwicklung der im Rentenfonds enthaltenen Wertpapiere profitieren.
Anleihekurse verstehen
Der Kurs wird in Prozent des Nennwerts einer Anleihe angegeben. Der Nennwert wiederum ist der Darlehensbetrag, der auf der Anleihe vermerkt ist. Dieser Betrag entspricht einem Kurs von 100 Prozent. Ein einfaches Beispiel:
Der Nennwert der Anleihe ist 100 Euro.
Der Kurs steigt von 100 Prozent (entspricht dem Nennwert) auf 105 Prozent.
Die Anleihe ist um 5 Prozent in ihrem Wert gestiegen, ist nun also 105 Euro wert.
Die Anleihe wird (wenn nicht anders vereinbart und kein Zahlungsausfall eintritt) zum Nennwert (100%) zurückgezahlt.
Bei den bereits erwähnten Nullzinsanleihen (auch: Nullkuponanleihen oder Zero Bonds) gibt es, wie der Name schon sagt, keine jährlichen Zinszahlungen. Bei dieser Art von Anleihen liegt der Vorteil darin, dass sie mit einem Abschlag auf den Kurs – beispielsweise zu 95 Prozent – ausgegeben, aber zu einem Kurs von 100 Prozent zurückgezahlt werden. An einem einfachen Beispiel erklärt: Ein Investor kauft die Nullzinsanleihe für 95 Euro, erhält am Ende der Laufzeit aber 100 Euro vom Emittenten.
Welche Rendite versprechen Rentenfonds?
Aus den Zinsen und der Kursentwicklung setzt sich die Rendite zusammen, die du mit einer klassischen Anleihe erzielen kannst. Dabei solltest du die Faustregel beachten: Je höher die Renditeerwartung in einem gegebenen Zinsumfeld ist, desto höher ist in der Regel das Risiko.
So scheinen zwar verhältnismäßig hohe Zinsen auf den ersten Blick attraktiv, doch häufig stammen Hochzinsanleihen von Staaten und Unternehmen, die ein hohes Risiko haben, zahlungsunfähig zu werden. Der Grund: Bonitätsschwache Emittenten zahlen höhere Zinsen, um Investorinnen und Investoren einen Ausgleich für das erhöhte Ausfallrisiko zu bieten. Eine geringere Renditeerwartung muss also nicht unbedingt negativ sein – sie kann für eine gute Bonität des Emittenten beziehungsweise eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit der Anleihe sprechen.
Der Anleihekurs wiederum, der angibt, wie viel deine Anleihen an der Börse wert sind, schwankt täglich. Er wird maßgeblich von der Geldpolitik der Zentralbanken, sowie den Erwartungen des Kapitalmarktes beeinflusst, wobei sich die Kurse von Rentenfonds gegensätzlich zur allgemeinen Zinsentwicklung verhalten: Fallende Marktzinsen führen in der Regel zu steigenden Anleihekursen, während ein steigendes Zinsniveau die Kurse von Anleihen sinken lässt. Mehr zu diesem Prinzip erfährst du im Abschnitt zum Zinsänderungsrisiko.
Kursänderungen verstehen
Angenommen du hast für 100€ eine Anleihe gekauft und bekommst 10% Zins für die nächsten 10 Jahre. Dann wirst du am Ende insgesamt 100 € Zinsen bekommen haben.
Sinkt der Zins für neue Anleihen auf 5%, so sinkt der Gesamtbetrag der Zinsen auf 50 € (10x 5€) .
Deine alte Anleihe steigt damit im Wert, denn sie wird in den nächsten Jahren mehr Zinsen erwirtschaften als die neue Anleihe.
Rentenfonds können die Portfolio-Balance verbessern
Rentenfonds unterliegen in der Regel weniger Schwankungen als Aktienfonds. Deshalb kann die Beimischung von sicherheitsorientierten Rentenfonds in ein Aktienfonds-Depot für eine höhere Stabilität in schwierigen Marktphasen sorgen. Du bist unsicher, ob die Investition in einen Rentenfonds das Richtige für dich ist? Lies im tecis Ratgeber mehr dazu, wie du mit dem passenden Portfolio Vermögen aufbaust.
Du willst mit uns über Rentenfonds sprechen?
Grundbegriffe rund um Rentenfonds auf einen Blick | |
Anleihen | Meist festverzinsliche Wertpapiere, mitunter auch als Bonds bezeichnet. |
Bonitätsrisiko | Die Gefahr, dass ein Staat oder Unternehmen zahlungsunfähig wird und die Käuferinnen und Käufer seiner Anleihen Verluste machen. |
Diversifikation | Risikostreuung durch Investition in eine Vielfalt von Anleihen bzw. Emittenten. |
Duration und Modified Duration |
Die Duration wird in Jahren genannt und gibt an, wie lange das investierte Kapital durchschnittlich gebunden ist. Die Modified Duration wiederum gibt an, um wie viel Prozent sich der Kurs eines Anleihenfonds ungefähr nach oben oder unten verändert, wenn sich das Marktzinsniveau um 1 Prozent ändert. Beide Kennzahlen sind wichtig für die Einschätzung, wie sensibel der Rentenfonds auf Zinsänderungen reagiert. |
Emittent | Ausgeber einer Anleihe und damit der Schuldner, der das Geld der Investorinnen und Investoren geliehen bekommt. Im Normalfall ein Staat oder Unternehmen. |
Kupon | Zinsen auf eine Anleihe, üblicherweise in Prozent auf den Nennwert angegeben. Der Kupon kann an Anlegerinnen und Anleger ausgeschüttet werden. |
Kurs | Gibt den Wert einer Anleihe in Prozent des Nennwerts an. Anleihekurse werden stark vom allgemeinen Zinsniveau beeinflusst (fallende Zinsen führen in der Regel zu steigenden Kursen, steigende Zinsen zu fallenden Kursen). Sie sind aber im Allgemeinen schwankungsärmer als Aktienkurse. |
Laufzeit | Wer Anleihen kauft, gibt dem Emittenten für einen festgelegten Zeitraum ein Darlehen – beispielsweise für 10 Jahre. Das ist die Laufzeit der Anleihe, während der Investorinnen und Investoren in der Regel Zinszahlungen erhalten. |
Nennwert | Betrag auf der Anleihe, der – die Zahlungsfähigkeit des Emittenten vorausgesetzt – am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird. |
Rendite | Setzt sich aus den regelmäßigen Zinszahlungen und der Kursentwicklung zusammen. |
Renten | Anderer Begriff für regelmäßige Zinszahlungen. |
Zinsänderungsrisiko | Die Gefahr für Anlegerinnen und Anleger, dass ihre bestehende Anleihe schlechter verzinst wird als vergleichbare Anleihen und deshalb an Marktwert verliert. |
Zinssatz | Die Höhe der Verzinsung einer Anleihe hängt von verschiedenen Faktoren ab – vor allem vom Marktzinsniveau und von der Bonität des Emittenten. Zusätzliche Sicherheiten oder Risikobereitschaft bei besonderen Arten von Anleihen beeinflussen ebenfalls die zu erwartende Rendite von Anleihen. |
Diese Chancen bieten dir Rentenfonds
Die Renditechancen und Vorteile von Rentenfonds haben wir bereits angesprochen. Hier siehst du nochmal auf einen Blick, warum sich die Investition in einen Rentenfonds für dich lohnen könnte:
- Ein großer Vorteil von Rentenfonds ist die Diversifizierung, also die breite Streuung deiner Geldanlage über eine Vielzahl von im Fonds enthaltenen Wertpapieren. Die Anleihen stammen von unterschiedlichen Emittenten, werden in verschiedenen Währungen ausgegeben und/oder haben unterschiedliche Laufzeiten. Im Vergleich zu Direktanlagen in einzelnen Anleihen setzt du bei einem Rentenfonds also nicht alles auf eine Karte, was zu einem geringeren Risiko führt.
- Rentenfonds ermöglichen dir außerdem den Zugang zu globalen Märkten: Du kannst in eine Vielzahl von Rentenmärkten im In- und Ausland investieren und, indem du dir die jeweiligen Marktbedingungen zunutze machst, deine Renditechancen verbessern.
- Du kannst durch die Beimischung von Rentenfonds für ein besser ausbalanciertes Investment-Portfolio sorgen. Denn die Kombination von Rentenfonds mit anderen Anlageklassen – beispielsweise mit Aktienfonds – kann zur Risikominimierung beitragen, während dem Depot durch Zinserträge/Anleihekursgewinne weitere potenzielle Renditequellen hinzugefügt werden.
- Last but not least kannst du von den regelmäßigen Zinszahlungen profitieren. Du kannst dein Depot so gestalten, dass die anfallenden Erträge der Anleihen in deinem Rentenfonds an dich ausgeschüttet werden – ähnlich wie bei einem Obstgarten, der dir Jahr für Jahr eine Ernte einbringt.
Welche Risiken gibt es bei Rentenfonds?
Rentenfonds sind aufgrund der genannten Vorteile und Chancen in vielen Fällen eine attraktive Anlagemöglichkeit. Dennoch solltest du dir bewusst machen, dass es – wie bei jedem Investment – auch bei Rentenfonds Risiken und potenzielle Nachteile gibt. Wir fassen zusammen, was du beachten solltest.
Bonitätsrisiko
Es besteht bei jeder Anleihe ein gewisses Risiko, dass der ausgebende Staat oder das Unternehmen zahlungsunfähig wird und das Geld der Investorinnen und Investoren oder die geschuldeten Zinsen bei Fälligkeit nicht oder nur teilweise zurückzahlen kann. Emittenten zahlen je nach Bonität einen Risikoaufschlag in Form eines Zinsbonus, um Käuferinnen und Käufer für das Ausfallrisiko zu entschädigen. Hohe Zinsen gehen also in der Regel mit einem höheren Risiko einher.
Um das Risiko für Anlegerinnen und Anleger möglichst gering zu halten, ist ein gutes Fondsmanagement wichtig. Durch die Diversifikation des Rentenfonds, also die Streuung des Kapitals über eine Vielfalt von Anleihen, lässt sich das Risiko insgesamt verringern. Es kann auf Marktentwicklung zeitnah reagiert werden und somit Chancen genutzt oder Risiken gemanagt werden. Außerdem ist wichtig, in welche Anleihen ein Fonds investiert. Um Investitionsrisiko und Rendite in ein möglichst ausgewogenes Verhältnis zu bringen, braucht es das Research von Fondsgesellschaften und die Expertise von Ratingagenturen, die die Bonität der Emittenten bewerten.
Die Rolle von Ratingagenturen bei der Bewertung von Rentenfonds
Ratingagenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch Ratings bewerten die Kreditwürdigkeit von Emittenten. Sie analysieren, wie wahrscheinlich es ist, dass der Staat oder das Unternehmen seine Schulden an die Investorengemeinschaft zurückzahlen kann.
Anleihen mit hoher Rückzahlungswahrscheinlichkeit erhalten eine hohe Bonitätsbewertung („Investment Grade“). Wertpapiere von bonitätsschwächeren Emittenten werden entsprechend schlechter bewertet („Sub-Investment Grade“). Weil Sub-Investment-Grade-Anleihen wie erwähnt oft mit höheren Zinsen einhergehen, werden sie mitunter auch als High-Yield- oder Hochzinsanleihen bezeichnet, extrem risikoreiche Anleihen auch als „Junk Bonds“ oder „Ramschanleihen“.
Noch genauere Auskunft geben Ratingcodes. Je nach Agentur kann die genaue Bezeichnung variieren, jedoch wirst du in der Regel Codes von AAA (für Anleihen erster Güte) bis D (für Anleihen von insolventen Emittenten) finden. Die Bewertungen der Ratingagenturen sind jedoch nicht als eine Art „Garantie“ zu verstehen – da Ratingagenturen nur für ihre Bewertungen haften, wenn sie grob fahrlässig gehandelt haben.
Zinsänderungsrisiko
Den Zusammenhang zwischen der allgemeinen Marktzinsentwicklung und der Kursentwicklung von Anleihen kannst du dir wie eine Wippe vorstellen: Steigen die Marktzinsen bzw. die Zinserwartungen, fallen grundsätzlich die Kurse bestehender Anleihen – sie sind dann an der Börse weniger wert. Fallen die Zinsen bzw. Zinserwartungen hingegen, steigen die Kurse bzw. der Marktwert bestehender Anleihen. Doch warum ist das so?
Wenn du (bzw. der Rentenfonds) eine klassische Anleihe kaufst, wird der Zinssatz für die gesamte Laufzeit festgelegt. Wie bereits erklärt, hängt der Zinssatz von der Bonität des Emittenten ab, er wird aber auch von den aktuell gültigen Marktzinsen beeinflusst. Nehmen wir nun als Beispiel eine Anleihe mit einem Nennwert von 100 Euro, einer Laufzeit von 10 Jahren und einer Verzinsung von 1 Prozent.
Angenommen, die Hälfte der Laufzeit deiner Anleihe ist verstrichen, als es zu einer Erhöhung der Marktzinsen kommt und die Verzinsung neuer Anleihen mit 5 Jahren Laufzeit auf 2 Prozent steigt. Eine neue Anleihe wird also besser verzinst als deine bestehende: Im genannten Beispiel würden neue Anlegerinnen und Anleger doppelt so viele Zinsen erhalten wie du (2 Euro statt 1 Euro pro Jahr). Das Gleiche kann passieren, wenn sich die Bonität des Emittenten während der Laufzeit deiner Anleihe verschlechtert. Gibt er weiter Anleihen aus, muss er neuen Investorinnen und Investoren im Gegenzug für das inzwischen höhere Ausfallrisiko mehr Zinsen bezahlen, als du auf deine ältere Anleihe bekommst.
An der Börse ist deine bestehende Anleihe in so einer Situation entsprechend weniger attraktiv, was sich im sinkenden Anleihekurs widerspiegelt. Bei 5 Jahren Restlaufzeit mit 1% Kupon bei einem Marktzins von 2% (für 5-jährige Anleihen) müsste der Kurs der Anleihe auf 95,287% fallen. Dann haben beide Anleihen (alt und neu) eine endfällige Rendite von 2% p.a Umgekehrt gilt aber: Verbessert sich die Bonität des Emittenten oder sinkt das allgemeine Zinsniveau bzw. die Zinserwartungen während der Laufzeit deiner Anleihe, steigt sie im Wert und du kannst durch ihren Verkauf Kursgewinne erzielen. Die Anleihe wird – wenn es zu keinem Ausfall kommt – zu 100% zurückgezahlt.
Zinssensitivität einschätzen anhand der Modified Duration
Wie sensibel Anleihen auf eine Zinsänderung reagieren, hängt von ihrer Restlaufzeit und der Zinshöhe ab. Weil die Zusammenhänge komplex sind, gibt es Kennzahlen, die dir bei der Einschätzung der Zinssensitivität helfen. Wichtig ist vor allem die Modified Duration: Sie gibt an, um wie viel Prozent der Kurs eines Rentenfonds ungefähr steigt oder sinkt, wenn sich das Zinsniveau um 1 Prozent ändert. Ein Beispiel: Bei einer Modified Duration von 5 verändert sich der Kurs um ca. 5 Prozent nach oben oder unten, wenn die Marktzinsen um 1 Prozent steigen oder fallen. Beachte jedoch, dass Kennzahlen wie diese die Entwicklung nur näherungsweise voraussagen können.
Wertschwankungen
Es gibt viele Faktoren, die die Anleihekurse und damit die Wertentwicklung von Rentenfonds beeinflussen – hier nur ein kurzer Überblick über die wesentlichen. Zum einen haben durch Änderungen der Wechselkurse bedingte Währungsschwankungen Einfluss auf die Anleihekurse, wenn die Anleihen nicht in der heimischen Währung ausgegeben wurden. Zum anderen sind es die bereits angesprochenen Faktoren: erstens das allgemeine Zinsniveau bzw. die Erwartungen des Marktes über künftige Zinsentwicklungen, zweitens die wirtschaftlichen Aussichten, die sich auf die Erwartungen der Zahlungsfähigkeit von Emittenten auswirken (Bonität).
Im Allgemeinen ist das Risiko durch Kursschwankungen bei Anleihenfonds jedoch geringer als bei Aktienfonds. Das liegt daran, dass festverzinsliche Wertpapiere aufgrund ihrer Struktur meist besser berechenbar sind – und weniger Unsicherheit führt zu weniger Wertschwankungen. Typischerweise nehmen die Kursschwankungen außerdem mit abnehmender Restlaufzeit einer Anleihe ab, denn je kürzer die Restlaufzeit, desto geringer die verbleibende Unsicherheit, ob das Geld zurückgezahlt wird.
Mit kompetenter Beratung zu deinem individuellen Portfolio
Das Thema Rentenfonds kann für Investment-Neulinge durchaus einschüchternd wirken: So viele Fachbegriffe, Kennzahlen und Dinge, an die man denken muss. Doch keine Sorge – mit der richtigen Beratung bleiben keine Fragen offen. Lass dir von Profis den Weg durch den Dschungel der Rentenfonds und möglichen Anlagestrategien zeigen – z. B. unter Einbezug von Rentenfonds mit kurzen Restlaufzeiten der Anleihen (Rentenkurzläufer), Euro Corporate Bonds, Staatsanleihen mit langen Laufzeiten, High-Yield-Bonds oder Pfandbriefe, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften und Potenziale haben. Mit der Unterstützung erfahrener Finanzexpertinnen und -experten stellst du dir ein zu dir passendes Portfolio zusammen und baust im Optimalfall stetig Vermögen auf.
Rentenfonds als ETFs (Exchange Traded Funds)
Neben traditionellen Rentenfonds sind auch Renten-ETFs eine erwägenswerte Alternative. Diese börsengehandelten Fonds bilden in der Regel einen Anleihenindex nach und bieten den Vorteil geringerer laufender Kosten. Allerdings fehlt bei Renten-ETFs oft das aktive Risikomanagement durch Fondsmanagerinnen und Fondsmanager, das ein traditioneller Rentenfonds bietet. Im tecis Ratgeber liest du mehr zur Funktionsweise von ETFs und zu den jeweiligen Vor- und Nachteilen von aktivem und passivem Investment.
Häufig gestellte Fragen zu Rentenfonds
Rentenfonds werden so genannt, weil sie in festverzinsliche Wertpapiere investieren, deren regelmäßige Zinszahlungen auch als „Renten“ bezeichnet werden. Der Begriff hat also nichts mit der Altersrente zu tun, sondern bezieht sich auf die kontinuierlichen Erträge, die diese Art von Fonds generiert. Mitunter werden Rentenfonds auch als Anleihenfonds bezeichnet.
Rentenfonds investieren hauptsächlich in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Die Auswahl der Anleihen hängt von der individuellen Strategie des Fonds ab, die verschiedene Faktoren wie die Kreditwürdigkeit der Emittenten, die Laufzeit und die Währung der Anleihen berücksichtigt.
Ein Rentenfonds investiert hauptsächlich, aber nicht unbedingt ausschließlich in Anleihen. Es können auch andere Anlageklassen in einem Rentenfonds enthalten sein. So wird mitunter ein Teil des Fondsvermögens in anderen Wertpapieren angelegt, um das Portfolio zu diversifizieren und das Risikomanagement zu optimieren.
Rentenfonds sind in der Regel weniger volatil und damit risikoärmer als AktienfondsMit dem geringeren Risiko geht allerdings in der Regel eine niedrigere Rendite einher. Ein Teil der Rendite von Rentenfonds stammt aus regelmäßigen Zinseinnahmen, die an die Investorinnen und Investoren ausgeschüttet werden können. So besteht die Möglichkeit, mit dem Rentenfonds über einen längeren Zeitraum regelmäßig Erträge zu erzielen.
Bei der Anlage in Rentenfonds ist es wichtig, ein konkretes Anlageziel zu haben, die Bonität der Emittenten, die Laufzeitstruktur der Anleihen im Portfolio und das Zinsänderungsrisiko zu berücksichtigen. Außerdem sollten Anleger die Gesamtkosten des Fonds, die Kompetenz des Managements und die Historie der Fondserträge im Kontext der Anlagestrategie beachten.
Zinsänderungen wirken sich invers auf Anleihekurse aus, das bedeutet: Steigen die Marktzinsen und Marktzinserwartungen, sind neue Anleihen mit höheren Zinsen attraktiver als ältere mit niedrigeren Zinsen – entsprechend fallen bei einer Zinssteigerung die Kurse bestehender Anleihen. Fallen die Marktzinsen, steigen die Kurse bestehender Anleihen, da ihre höheren Zinssätze im Vergleich zu den neu ausgegebenen Anleihen begehrenswerter sind. Die Modified Duration ist ein Maß dafür, wie empfindlich der Kurs einer Anleihe oder eines Rentenfonds auf Zinsänderungen reagiert.
Die Duration ist ein zentraler Indikator für das Zinsänderungsrisiko eines Rentenfonds. Sie misst die durchschnittliche Bindungsdauer des investierten Kapitals und gibt an, wie stark der Wert eines Rentenfonds auf Zinsänderungen reagieren kann. Rentenfonds mit längerer Duration sind in der Regel empfindlicher gegenüber Zinsänderungen, was bedeutet, dass ihre Preise bei steigenden Zinsen stärker fallen und bei fallenden Zinsen stärker steigen können. Die Modified Duration bietet eine noch genauere Einschätzung dieses Risikos, indem sie die voraussichtliche prozentuale Preisänderung einer Anleihe oder eines Rentenfonds für eine einprozentige Zinsänderung abschätzt.