Betriebliche Altersvorsorge: So gelingt der Lückenschluss
Eine betriebliche Altersvorsorge hilft Angestellten, die Rentenlücke zu verringern. Da die Beiträge aus dem Bruttolohn gezahlt werden, verringern sich die Abzüge durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Zudem sind Arbeitgeber zu einem Zuschuss verpflichtet. Dr. Volkmar große Rebel, Vertriebsdirektor für betriebliche Altersversorgung, erklärt, wie Beschäftigte und Unternehmen profitieren.
Von der „Bruderbüchse“ zum Investmentfonds im Versicherungsmantel: Die betriebliche Altersvorsorge bietet Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine gute Möglichkeit, die sogenannte Rentenlücke zu verkleinern.
Am Anfang stand die „Bruderbüchse“: Am 17. Mai 1769 verordnete Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken die Einführung einer Kasse, in der Geld für die Unterstützung kranker Bergleute eingezahlt wurde – später wurden auch Renten darüber abgewickelt. Die „Bruderbüchse“ war somit eine der frühesten Formen der betrieblichen Altersvorsorge (bAV).
Heute haben mehr als 19 Millionen Deutsche über eine Anwartschaft Ansprüche auf eine betriebliche Altersversorgung. Dennoch sorgt erst jede und jeder zweite sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Unterstützung des Arbeitgebers für das Alter vor.
Um den Lebensstandard im Ruhestand zu halten, sind nach einer Faustregel rund 80 Prozent des letzten Nettogehalts erforderlich. Einige Ausgaben fallen zwar weg: Fahrtkosten zur Arbeitsstätte zum Beispiel oder Beiträge zur Altersvorsorge. Wer Wohneigentum besitzt, hat den Kredit dafür meist abgezahlt, und auch die Ausbildung der Kinder belastet nicht mehr das Portemonnaie. Zugleich können jedoch neue Ausgaben hinzukommen, etwa für Reisen oder Hobbys.
Mit der gesetzlichen Rente kann sich das in der Regel kaum jemand leisten. Wer heute mit einem durchschnittlichen Verdienst nach 45 Beitragsjahren in den Ruhestand geht, erhält eine monatliche Rente von rund 1.600 Euro, das entspricht gerade einmal 45 Prozent eines Durchschnittsgehalts. Leistungen aus der bAV sind daher eine wichtige Möglichkeit, um die sogenannte Rentenlücke zu verkleinern.
An die Stelle der „Bruderbüchse“ sind moderne Formen der Betriebsrente getreten: Größere Unternehmen haben Pensionskassen oder -fonds gegründet, die das Geld der Angestellten verwalten und investieren. Manche übernehmen im Rahmen einer Direktzusage die Abwicklung und die Durchführung der betrieblichen Altersvorsorge selbst und bilden für die Zahlungen Rückstellungen in der Bilanz.
Am weitesten verbreitet sind jedoch sogenannte Direktversicherungen, bei denen sich eine Versicherungsgesellschaft im Auftrag des Unternehmens um Geldanlage und Policenverwaltung kümmert.
In den alten Bundesländern erhielten Männer zuletzt im Durchschnitt rund 640 Euro Betriebsrente, Frauen rund 240 Euro. Die Rentenlücke ist damit noch nicht geschlossen. Wer früh damit beginnt, regelmäßig in eine Direktversicherung einzuzahlen, die in Investmentfonds investiert, hat jedoch gute Chancen, in Reichweite der 80 Prozent zu kommen.
„Die betriebliche Altersvorsorge gewinnt“
Als promovierter Mathematiker nimmt es Dr. Volkmar große Rebel mit Zahlen besonders genau. Im Interview erklärt der Vertriebsdirektor für betriebliche Altersversorgung bei tecis, warum die vom Arbeitgeber geförderte Zusatzversorgung andere Rentenformen schlagen kann.
Wir verlassen uns darauf, dass die gesetzliche Rente sicher ist. Sicher ist aber auch, dass immer weniger Beitragszahlende immer mehr Rentnerinnen und Rentner finanzieren müssen. Ist der jüngeren Generation das Ausmaß des Problems klar?
In den Gesprächen, die ich führe, erkenne ich: Den meisten ist sehr wohl bewusst, dass die demografische Entwicklung in Deutschland die Zukunft der umlagefinanzierten Rente belastet. Früher ähnelte der Aufbau der Altersschichten einem Tannenbaum, heute einem Dönerspieß. Bereits heute wird ein Viertel der Rente aus Steuermitteln finanziert. Und dieser Trend wird sich weiter zuspitzen.
Warum nutzen dennoch längst nicht alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Möglichkeit, über eine betriebliche Altersvorsorge – kurz bAV – eine zusätzliche Rente aufzubauen?
Viele schieben die Entscheidung vor sich her, weil sie fürchten, eine falsche Entscheidung zu treffen. Das Thema ist schließlich komplex. Und hier kommen die bundesweit fast 100 bAV-Fachleute von tecis ins Spiel: Wir legen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Euro und Cent genau dar, was ihre Vorteile und Nachteile wären, welche Zuschüsse und Steuerersparnisse möglich sind und wie die Verträge ausgestaltet werden können. Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zeigen wir, dass sie die bAV einfach und digital umsetzen können, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden.
Was hebt die betriebliche Altersvorsorge aus der Fülle der Vorsorgeangebote heraus?
Altersvorsorge heißt immer auch Konsumverzicht. Ich lege für später Geld zurück, das ich jetzt nicht für einen Restaurantbesuch oder einen Urlaub ausgeben kann. Die bAV erlaubt es, mit möglichst wenig eigenem Aufwand möglichst viel zurückzulegen. Ich bin Mathematiker und habe zu Beginn meiner Tätigkeit für tecis durchgerechnet, welche der drei Schichten im deutschen Altersvorsorgemodell in verschiedenen Szenarien die besten Ergebnisse erzielt.
Du sprichst von der Basisvorsorge aus gesetzlicher Rente und Rürup-Rente, der geförderten Vorsorge aus betrieblicher Altersvorsorge und Riester-Rente sowie der privaten Zusatzvorsorge?
Genau. Und gewonnen hat die bAV.
Woran liegt das?
Eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer, die oder der sich heute entschließt, eine betriebliche Altersvorsorge einzurichten, muss auf ihren oder seinen Beitrag keine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Die Ersparnis bei der sogenannten Entgeltumwandlung führt rechnerisch fast zu einer Verdoppelung der Beiträge. Ein Beispiel: Bei einem 25-Jährigen mit 3.000 Euro Bruttolohn, der 302 Euro monatlich in einen bAV-Vertrag einzahlen möchte, liegt die Eigenbeteiligung bei knapp 145 Euro netto, gut 118 Euro des Beitrags stammen aus eingesparten Steuern und Sozialabgaben.
Bleiben 39 Euro Differenz.
Die zahlt das Unternehmen. Durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz, das 2018 in Wirkung getreten ist, ist der Arbeitgeber verpflichtet, die eigene Ersparnis bei den Sozialabgaben zum Beitrag zuzuschießen, in der Regel 15 Prozent.
Wie viel Rente können diese Kundinnen und Kunden erwarten, wenn sie bis zum 67. Geburtstag mit gleichbleibenden Beiträgen in einen bAV-Vertrag einzahlen?
Wenn wir eine durchschnittliche jährliche Wertentwicklung der Fondsanlage von sechs Prozent annehmen, erhalten sie nach 42 Jahren voraussichtlich eine Betriebsrente von brutto 1.935 Euro monatlich – zusätzlich zur gesetzlichen Nettorente von circa 1.000 Euro. Etwa drei Viertel der Versorgungslücke im Alter wären damit geschlossen.
In der Ansparphase reduziert sich dank bAV die Steuerlast, dafür muss ich die Betriebsrente im Alter versteuert werden. Warum lohnt sich das trotzdem?
Aus zwei Gründen: Erstens arbeitet die Zeit für mich. Die gesparten Steuern werden in den Vertrag eingezahlt und dieser Betrag vermehrt sich während der Laufzeit. Zweitens profitiere ich davon, dass der Spitzensatz, zu dem ich Einkommen versteuern muss, im Rentenalter in der Regel niedriger ist als in der Erwerbsphase.
Bis zu welcher Altersgrenze ist der Einstieg in eine betriebliche Altersvorsorge sinnvoll?
Er ist in jedem Alter sinnvoll. Junge Menschen zwischen 18 und 30 mit einem geringen Eigenbeitrag profitieren vor allem vom Zinseszinseffekt, der über die lange Laufzeit das Kapital vermehrt. Middle Ager zwischen 30 und 50 verdienen im Regelfall besser, zahlen einen höheren Beitrag und erzielen somit einen signifikanten Steuervorteil.
Und wie sieht es bei denen über 50 aus, die merken, dass sie bislang zu wenig für die Altersvorsorge getan haben?
Die profitieren nicht zuletzt davon, dass sie in der Rentenphase auf derzeit bis zu 176,75 Euro zusätzliche Betriebsrente keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssen.
Die Ersparnis bei den Sozialversicherungsbeiträgen hat eine Kehrseite: Zahle ich weniger ein, erhalte ich später eine geringere gesetzliche Rente.
Stimmt. Doch die Leistung der Betriebsrente gleicht die kleinere Rente um ein Vielfaches aus.
Was hat ein Unternehmen von einer betrieblichen Altersvorsorge?
Es macht sich attraktiver für Arbeitskräfte – für die aktuelle Belegschaft und für künftige Mitarbeitende. Wir versuchen, eine möglichst digitale Lösung zu finden, vergleichbar dem Onlinebanking, die beim Arbeitgeber möglichst wenig Aufwand verursacht. Als Vertragspartner entscheidet der Arbeitgeber zudem, mit welchen Garantien der Vertrag ausgestaltet ist.
Wie geht ihr als bAV-Spezialistinnen und -spezialisten vor, wenn eine Kundin oder ein Kunde gerne eine betriebliche Altersvorsorge in Anspruch nehmen will?
Wir sprechen den Arbeitgeber an, erklären das Thema, erläutern die Vorteile für alle Beteiligten, räumen Vorurteile aus. Im Idealfall finden wir nicht nur für unsere Kundin oder unseren Kunden eine passende Lösung, sondern gleich für die gesamte Belegschaft, die dann von einem Gruppenrabatt profitiert. Der Arbeitgeber profitiert, indem er für alle Beschäftigten eine einheitliche Lösung vorhält. Im vergangenen Jahr haben sich 150 Unternehmen entschieden, ihre Belegschaften komplett über tecis abzusichern. Genau das ist der Mehrwert in der Zusammenarbeit mit uns bAV-Spezialistinnen und -Spezialisten.
Früher haben Unternehmen selbst für ihre Mitarbeitenden Geld zurückgelegt oder eine Unterstützungskasse gegründet. Heute läuft die betriebliche Altersvorsorge vorwiegend über Direktversicherungen. Welche Vorteile bringt das?
Bei der Direktversicherung liegt die komplette Verwaltung bei der Versicherungsgesellschaft. Das bietet unter anderem Vorteile beim Arbeitgeberwechsel: Entweder führt die neue Firma die bestehende Direktversicherung fort, oder sie überträgt das angesparte Deckungskapital in das eigene Versicherungsmodell. Im Fall einer Insolvenz des Arbeitgebers ist das Kapital geschützt, weil die Anwartschaft beim Versicherer liegt.
Was steckt hinter so einer Direktversicherung?
Wir vermitteln fast ausschließlich Verträge mit einem sehr großen sachwertorientierten und somit inflationsgeschützten Sparkern. Ein Großteil des Geldes wird angelegt in aktiv gemanagte Investmentfonds oder in ETFs, die die Entwicklung von Börsenindizes wie dem Dax abbilden. Weil es sich um die arbeitsrechtliche Zusage einer Betriebsrente handelt, werden bestimmte Leistungen garantiert. Dennoch können bis zu 100 Prozent der Mittel am Kapitalmarkt investiert werden. Wie chancen- oder sicherheitsorientiert das Geld angelegt werden soll, entscheidet die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter nach einer ausführlichen Beratung durch uns und den Arbeitgeber.
Kann ich während der Einzahlungsphase meine Anlageform ändern, um beispielsweise mein Risiko zu senken?
Ja, das geht bei modernen baV-Lösungen jederzeit und kostenfrei. Sicherheit ist wichtig, deshalb arbeiten wir mit namhaften Gesellschaften und gestalten deren Angebote mit. Im letzten Drittel der Laufzeit sorgt etwa ein Automatismus dafür, dass das Anlagerisiko abnimmt. Zudem haben die bAV-Verträge eine Art Frühwarnsystem: Gehen die Aktienkurse stark nach unten, wird in sichere Staatsanleihen umgeschichtet. Drehen die Börsen, geht es wieder zurück in Aktieninvestments.
Betriebliche Altersvorsorge: Jetzt an später denken!
Eine betriebliche Altersvorsorge kann Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dabei helfen, ihre Rentenlücke zu schließen. Unternehmen machen sich damit attraktiver am Arbeitsmarkt.
Informiere dich jetzt, wie dich die bAV deinen Zielen näherbring